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Dummheit: sich selbst zu sehr glauben

  • breinhardt1958
  • 31. Aug.
  • 2 Min. Lesezeit

Platon überliefert uns in seiner "Apologie des Sokrates" folgende Geschichte:

Chairephon, ein Jugendfreund des Sokrates, suchte einst das berühmte Orakel des Apoll in Delphi auf. Dort, glaubte man, verkünde der Gott durch den Mund der Pythia, seiner Priesterin, tiefe Wahrheiten. Man musste ihr nur, natürlich nicht ganz umsonst, eine Frage stellen - und ging dann klüger als zuvor wieder nach Hause.

Die Pythia war so etwas wir das damalige Internet.

Man konnte sie alles fragen. Mal waren die Antworten hilfreich, mal totaler Blödsinn und oft so dunkel, dass niemand etwas damit anfangen konnte, bzw. sie falsch interpretierte.

Chairephon jedenfalls fragte die Pythia, ob jemand größeres Wissen habe als sein Freund Sokrates.

Und die Pythia antwortete, es gäbe niemanden, der mehr wisse.

Man kann sich vorstellen, wie stolz Chairophon war, den weisesten aller Menschen zum Freund zu haben.

Und zurück in Athen berichtete er Sokrates von dieser Weissagung.

Und Sokrates?

Er war völlig ratlos, was dies bedeuten sollte.

„Was eigentlich meint der Gott und was eigentlich deutet er mit seinem Rätsel an? Ich bin mir ja doch bewußt, daß ich absolut nichts weiß. Was also meint er, wenn er behauptet, ich wisse am meisten?"

Also beschloss er, in der Absicht das Orakel zu widerlegen, sich an einen Mann zu wenden, der im Rufe stand, klug zu sein, einen ungenannten Politiker (ob diese Wahl sehr klug war, kann man anzweifeln). Später wiederholte er diesen Versuch noch bei anderen, die von anderen und sich selbst für klug gehalten wurden. Und wurde enttäuscht!

Daher sein Fazit:

„Ich glaube, dass ich in diesem einzigen Punkt weiser bin: dass ich nicht glaube zu wissen, was ich nicht weiß.“

„ὁ μὲν οὖν Ἀριστοφάνης ἐν ταῖς κωμῳδίαις με πολλὰ καὶ ψευδῆ λέγει·... ἐγὼ δ᾽ οἶμαι, ὦ ἄνδρες, ὅτι σοφώτερός εἰμι τούτου μικρόν τι, τὸ μὴ οἴεσθαι εἰδέναι ἃ οὐκ οἶδα.“

Stark abgekürzt wurde daraus im Laufe der Zeit die Aussage: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“

Kurz zusammengefasst:

Wissen, das ja unterschiedlich verteilt ist, ist gut. Wenn jetzt noch eine hinreichende Portion Fallibilismus, also das Anerkennen einer prinzipiellen Fehlbarkeit in meinem Denken hinzukommt, ist dies ein zusätzliches Plus gegenüber dem nur wissen. Oder anders gesagt, wer einkalkuliert, dass er sich auch irren könnte, ist immer klüger als jemand mit einem ähnlich ausgeprägten Wissen, der nicht über diese Fähigkeit verfügt.

So weit, so gut!

Schauen wir uns in den nächsten Beiträgen einmal an, wie es um diese uralte Weisheit in unserer Zeit bestellt ist.

Spielt sie eine Rolle in unserem modernen Leben, wenn ja, in welchen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, welche Menschen sind besonders davon betroffen, so dumm zu sein, dass sie ihre eigenen Gedanken nicht hinterfragen, und wie viele sind das?

 
 
 

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